4. Deutschland-Barometer Depression: Studie zeigt Folgen für die psychische Gesundheit infolge der Corona-Pandemie
Die Depression gehört zu den häufigsten und hinsichtlich ihrer Schwere am meisten unterschätzten Erkrankungen. Derzeit erkranken jährlich ca. 5,3 Millionen Menschen an einer behandlungsbedürftigen Depression.
Die Corona-Pandemie stellt an Depression Erkrankte immer wieder vor kaum überwindbare weitere Herausforderungen. Die Folgen für die psychische Gesundheit infolge der Pandemie-Maßnahmen wurden mit Hilfe einer Online-Befragung im Sommer untersucht und nun als 4. Deutschland-Barometer Depression veröffentlicht.
Die Ergebnisse hat die Stiftung Deutsche Depressionshilfe zusammen mit ihrem Förderpartner Deutsche Bahn Stiftung am 10. November in einer digitalen Konferenz vorgestellt.
Depressiv Erkrankte sind besonders durch Maßnahmen belastet
Die Untersuchung zeigt, dass Menschen mit Depression deutlich stärker von den Folgen der Corona-Maßnahmen betroffen sind als die Allgemeinbevölkerung.
Erkrankte hatten nicht mehr Angst, sich anzustecken als die Allgemeinbevölkerung (43 % vs. 42 %), aber der Lockdown wurde im Vergleich zur Gesamtbevölkerung als deutlich belastender erlebt (74 % vs. 59 %). So leiden Betroffene fast doppelt so häufig unter der fehlenden Tagesstruktur (75 % vs. 39 %).
In der häuslichen Isolation blieben depressiv Erkrankte zudem deutlich häufiger tagsüber im Bett als die Allgemeinbevölkerung (48 % vs. 21 %).
„Menschen in einer Depression sind hoffnungslos und erschöpft. Eine fehlende Tagesstruktur erhöht das Risiko, dass sich Betroffene grübelnd ins Bett zurückziehen. Lange Bettzeiten können die Depression jedoch weiter verstärken. Ein Teufelskreis beginnt“, erläuterte auf der Konferenz Prof. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Inhaber der Senckenberg-Professur an der Goethe-Universität Frankfurt/Main.
Während die Allgemeinbevölkerung (58 %) dem veränderten Leben in der Corona-Krise auch Positives abgewinnen kann (z.B. den Frühling bewusster erlebt hat), war dies bei depressiv Erkrankten weniger der Fall (38 %). Auch Wochen nach dem ersten Lockdown fühlen sich Betroffene durch die Situation belastet. Im Juli 2020 gaben 68 % der depressiv Erkrankten und nur 36 % der Allgemeinbevölkerung an, die Situation als bedrückend zu empfinden.
Ergebnisse zusammengefasst
Große Belastung für Betroffene
Schlechtere Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen
Digitaler Kontakt zu Behandlern
Digitale und telefonische Hilfen etablieren sich
Online-Programme gewinnen an Akzeptanz